Gott sieht mich

 

Ein Flüchtling ist ums Leben gekommen. Geht uns das was an?

 

Seine Mitbewohner sagen: Er wirkte nicht depressiv, er habe weder Alkohol noch Drogen genommen und er war ein guter Fußballspieler. War es also ein tragischer Unglücksfall oder doch Suizid?

 

Ist das überhaupt wichtig, jetzt wo er tot ist?

 

Und warum lässt mich sein Tod nicht los?

 

Ein Mitspieler vom Fußballfeld erzählt, er habe sich verfolgt gefühlt von einem Mann, der öfter um die Unterkunft herumschlich. Er soll Angst gehabt haben.  Andere erzählen furchtbare Geschichten vom Krieg in Afghanistan, vor dem er geflüchtet war, und  die ihn eingeholt hätten. Aber er habe auch Trost und Halt in seinem Glauben an Gott gefunden, denn er war ein gläubiger Muslim.

 

Vermutlich werden wir die Umstände seines Todes nie klären können. Aber wir Christen würdigen diesen Menschen. Er kann uns nicht ganz egal sein. Unsere Jahreslosung aus der Bibel lautet: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Gen 16,13). Gott sieht auf sein Schicksal. Er heißt übrigens Ali. Und ich glaube, Gott ist traurig über Alis Tod.

 

In unserer Kirche brennt jetzt eine Kerze für Ali, den wir Gott ganz fest ans Herz legen. Gott sieht Ali und er sieht seine traurigen Angehörigen und Freunde. So wie Gott auch mich und dich ansieht. Wir sind doch alle Menschen und deshalb geht uns jeder Mensch auch etwas an.  

(Gedanken zum tragischen Tod von Ali A., im August 2023)